Impuls für den Tag

2. Januar 2023

Strickmuster

Wir alle stricken an unserem Leben,
an jedem Tag ein Stück weiter.
Oft ist das komplizierte Muster vorgegeben
und muss mit viel Konzentration bewältigt werden.
Manche Strecken werden mühelos
und freudig geschafft.
Freundliche Farben, auch bunt gemischt,
wechseln mit grauen ab.
Auch die Qualität der Wolle wechselt:
Mal ist sie weich und flauschig,
mal harrt und kratzig.
Es kommt auch vor,
dass Maschen von der Nadel fallen,
manchmal auch aus Versehen.
Dann entstehen Löcher,
und das Muster wird unvollständig.
Es kann auch sein, dass der Faden reißt
und neu angesetzt werden muss.
Wir kennen das: Neu anfangen.
Es kann auch vorkommen,
dass wir das Strickzeug in eine Ecke werfen,
um es dann doch wieder hervorzuholen.
Es wird für uns Menschen
immer ein Geheimnis bleiben,
wie viel Lebensfaden
uns noch zu verstricken bleibt.
Wir haben die Nadeln in der Hand,
Technik, Muster und Werkzeug können wir wechseln.
Doch aufribbeln können wir nicht.
GOTT will helfen,
dass am Ende ein annehmbares Strickwerk entsteht.
Gut ist es, mit Seinem Rat und Zutun weiterzustricken.


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Schwesternportrait

Sr. Teresia Benedicta

Es war vor allem die Sehnsucht nach Gott, die mich nach meinem Medizinstudium in die Gemeinschaft des Berliner Karmel führte, und die Offenheit, die mir durch die Schwestern hier entgegenkam. Diese Sehnsucht nach Gott, sei sie bewusst oder unbewusst, trägt jede und jeder in sich. Sie mit anderen zu teilen, darin liegt eine Chance und Herausforderung für uns Schwestern. Weiterlesen ...

Sehnsucht nach Gott

Wenn Menschen nach dem Warum unseres Lebens, unseres Daseins fragen, gibt es für mich nur bruchstückhafte, keine fertigen Antworten.

In unser „Haus der Stille“ kommen immer wieder Jugendliche, Schülerinnen und Schüler verschiedener Konfession oder solche, die sich ausdrücklich als Atheisten bezeichnen. Zum Kennenlernen des Klosters gehört jedes Mal ein Gespräch mit einer Schwester. Die Fragen dieser jungen Menschen nach Gott fordern uns heraus, und ihr ehrliches Interesse an unserem so anderen Leben lässt uns davon überzeugt sein: Sie nehmen etwas für ihr Leben mit.

Eine Schülerin schreibt in unser Gästebuch: „Ich glaube, den Weg zur Stille gefunden zu haben.“
Und ein Schüler: „Ich denke, dass der Tag im Kloster meine Perspektiven erweitert hat und ich mir ein differenzierteres Bild von der Kirche schaffen kann. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken, und ich wünsche mir, dass jeder Gottes Wege zu erkennen vermag, der es sich von Herzen wünscht.“
Eine Schülerin: „Sie verdienen meinen tiefen Respekt für das Leben, welches Sie hier führen. Ich würde die Ruhe nicht lange aushalten. Ich brauche mein chaotisches Berlin. Vielen Dank für den interessanten Einblick. Vielleicht sehen wir uns bald wieder; vielleicht als Schwestern, wer weiß.“

Etwas von der Sehnsucht habe ich versucht, in einem eigenen Gedicht ins Wort zu bringen, anlässlich meiner Ewigen Profess 2005:

Du, der Du da bist
verborgen
in der Wüste meines Lebens
offenbare deinen Namen
sprich zu mir
Dein Wort der Liebe

Du, der Du da bist
verborgen
im tiefsten Dunkel meiner Nacht
offenbare Deinen Namen
führe mich
den Weg ins Weite

Du, der Du da bist
verborgen
im Dornbusch meiner Sehnsucht
offenbare Deinen Namen
lass mich erkennen
wer Du bist

Sr. Teresia Benedicta

Wer suchet, der findet!

Nichts soll dich verwirren,
nichts dich erschrecken.
Alles vergeht,

Gott ändert sich nicht.
Die Geduld
erlangt alles.

Wer Gott hat,
dem fehlt nichts.
Gott nur genügt.